Code Centaur

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6.3.85 Was übrig blieb, sich aus dem tiefen Blau der Traumsee heraus manifestierte, war die Ikone von einer überbelichteten Angst. Und bei dieser Ikone setzte er den Korrekturgriffel an. Er überzeichnete, kratzte, schnitt. Er trug Farbe ab & trug Farbe auf. Luxuriöses byzantinisches Gold. Scharlachfarbene Lust & Purpur aus der rechten Hirnhälfte. Indigo für Abendgefühle. Safran am Rande honigfarbener Ornamente aus dem Vorstellungsraum stiller kleiner Zeiträubereien. Das Blaugrün feuchter Amazonaswälder -. Im Hirn das Metronom der Ich-Erhaltung. Karmische Atemzüge innerhalb der Dauer. Kurze Spuren aus dem Staub der Aspekte verdichtet – es geht ja weiter, es folgt ja der nächste Traum, wird ja ein neuer Tag aufgeblättert & es deckt sich ja jemand mit sternengespicktem Himmel zu, schließt die Augen, kreuzt die Hände auf der Brust, neue Bilder zu empfangen.
Indessen, es wird nötig sein, aus dem Angebot der Bilder zu wählen, die Wahl bewußt zu vollziehen, aber die Stimme des Herzen reden zu lassen. Nur sie. Der Verstand kennt nicht das Ziel. Der Verstand kann zur Wahl schreiten, aber wählen, muß eine andere Institution.
Der Griffel zerkratzt die Ikone & das Herz malt sein Bild. Das Herz bewegt den Traum, verändert die Botschaft . . .
(aus: Karl Krüll . . . MAG KEINEN FISCH – Statements im Anhang der Träume – erschienen bei LICHTSPUREN, Bern, 1985)

Artikelnummer: 587 Kategorie:

Details zum Titel

Autor/in

Karl, Krüll

Seiten

55

Author

Krüll, Karl